Helfen Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen?

Omega-3-Fettsäuren gelten als gesund und kommen reichlich in fettem Meeresfisch vor. Erste Studien liefern Hinweise, dass Omega-3 auch vor Depressionen schützen könnten. Doch wie zuverlässig sind diese Studien? Wir haben den aktuellen Stand der Wissenschaft für dich zusammengefasst.

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Depressive Frau, der vielleicht Omega-3-Fettsäuren helfen
(c) pixabay
Ernährungsfakten wissenschaftlich mit Studien belegt

Dieser Beitrag beruht auf wissenschaftlich gesicherten Informationen.
✓ studienbasiert & unabhängig
✓ transparente Quellenangabe

Können Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung von Depressionen helfen?

Laut dem AOK-Bundesverband leiden etwa 5,3 Millionen Deutsche im Laufe eines Jahres an Depressionen. Damit zählt die Krankheit zu den häufigsten Beschwerden hierzulande, wobei Frauen statistisch etwa doppelt so häufig wie Männer betroffen sind. Seit einiger Zeit wird diskutiert, ob Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung von Depressionen helfen könnten. Das Forschernetzwerk Cochrane hat dies zum Anlass genommen, eine umfangreiche Studien-Auswertung vorzunehmen.1)

Fischöl-Kapseln mit Omega 3
(c) Leohoho | pixabay

Die Ergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren möglicherweise einen geringen positiven Effekt bei der  Behandlung von Depressionen haben könnten. Allerdings sind die Studien bislang widersprüchlich und die Beweiskraft der Untersuchungen ist sehr gering. Auch zu möglichen Nebenwirkungen existieren kaum hochwertige Studien. Entsprechend schlussfolgern die Forscher*innen:

"Derzeit haben wir keine ausreichenden Beweise, um die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung von Depressionen bestimmen zu können. Unsere Analysen deuten auf einen möglichen kleinen bis mäßigen Effekt von Omega-3-Fettsäuren hin. Diese Schätzung ist jedoch ungenau und die Zuverlässigkeit der Beweise, auf denen unsere Einschätzung beruht, stufen wir als gering bis sehr gering ein."

Schützen Omega-3-Fettsäuren vorbeugend vor Depressionen?

Ob Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen helfen, wissen wir also noch nicht. Eine andere Frage ist aber, ob sie präventiv vor Depressionen schützen — also vorbeugend wirken, sodass erst gar keine Depressionen entstehen. Dies wurde in einer randomisierten Kontrollstudie mit 25. 871 Teilnehmer*innen drei Jahre lang untersucht. Dazu nahmen die Teilnehmer*innen täglich Omega-3-Fettsäuren in Form von einem Gramm Fischöl pro Tag (465 mg EPA und 375 mg DHA) ein.2)

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Allerdings waren die Ergebnisse ernüchternd: Die Einnahme von Omega 3 zeigte im Vergleich zu Placebos keine schützende Wirkung vor Depressionen, sondern führte im Gegenteil zu einem geringen, aber statistisch signifikanten Anstieg des Depressionsrisikos. Die Forscher*innen der Studie kommen daher zu folgendem Fazit:

Diese Ergebnisse sprechen nicht für die Einnahme von Omega-3-Präparaten bei Erwachsenen zur Vorbeugung von Depressionen.

Die Studien-Ergebnisse zur Vorbeugung von Depressionen durch Omega-3-Fettsäuren sind bereits recht verlässlich, es gibt aber auch einige Einschränkungen. Wenn du es genau wissen willst, haben wir dir die Stärken und Schwächen der Studie im Folgenden kurz zusammengefasst.

Zu den Stärken der Studie zur Vorbeugung von Depressionen durch Omega-3-Fettsäuren zählen die hohe Anzahl der Teilnehmer*innen aus der Allgemeinbevölkerung mit großer ethnischer Vielfalt, die lange Dauer der Studie und das Studiendesign als doppeltverblindete, randomisierte Kontrollstudie mit hoher Nachbeobachtungsrate.

Die Studien-Ergebnisse lassen keine verallgemeinernde Beurteilung zu, da an der Studie nur Männer und Frauen teilnahmen, die mindestens 50 Jahre alt waren. Eine Aussage für jüngere Menschen lässt sich aufgrund dessen also nicht treffen. Außerdem könnten auch schlichtweg höhere Dosen Omega-3-Fettsäuren nötig sein, um einen Effekt zu erzielen — darauf deuten zumindest andere Untersuchungen hin.3) Und schließlich könnte auch die Zusammensetzung der Omega-3-Präparate nicht optimal gewesen sein, um einen schützenden Effekt vor Depressionen zu erzielen: Es gibt Hinweise, dass die Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) eine wichtigere Rolle bei der Behandlung und Vorbeugung von Depressionen spielt.4) In der Studie war das Verhältnis der Fettsäuren EPA und DHA aber relativ ausgeglichen.

Fazit: Es fehlen hochwertige Studien!

Abschließend können wir das Fazit ziehen: Sowohl zur Behandlung als auch zur Vorbeugung von Depressionen durch Omega-3-Fettsäuren gibt es noch nicht genügend qualitative Studien. Es gibt zwar erste Hinweise, die sich aber teils widersprechen und momentan zu keinem klaren, abschießenden Ergebnis kommen.

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Quellen & Studien zu diesem Artikel

  • 1) Appleton KM, Voyias PD, Sallis HM, Dawson S, Ness AR, Churchill R, Perry R. Omega‐3 fatty acids for depression in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021, Issue 11. Art. No.: CD004692. DOI: 10.1002/14651858.CD004692.pub5
  • 2) Okereke OI, Vyas CM, Mischoulon D, Chang G, Cook NR, Weinberg A, Bubes V, Copeland T, Friedenberg G, Lee IM, Buring JE, Reynolds CF 3rd, Manson JE. Effect of Long-term Supplementation With Marine Omega-3 Fatty Acids vs Placebo on Risk of Depression or Clinically Relevant Depressive Symptoms and on Change in Mood Scores: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2021 Dec 21; 326 (23): 2385-2394. DOI: 10.1001/jama.2021.21187
  • 3) Bai ZG, Bo A, Wu SJ, Gai QY, Chi I. Omega-3 polyunsaturated fatty acids and reduction of depressive symptoms in older adults: A systematic review and meta-analysis. J Affect Disord. 2018 Dec 1; 241: 241-248. DOI: 10.1016/j.jad.2018.07.057
  • 4) Guu TW, Mischoulon D, Sarris J, Hibbeln J, McNamara RK, Hamazaki K, Freeman MP, Maes M, Matsuoka YJ, Belmaker RH, Jacka F, Pariante C, Berk M, Marx W, Su KP. International Society for Nutritional Psychiatry Research Practice Guidelines for Omega-3 Fatty Acids in the Treatment of Major Depressive Disorder. Psychother Psychosom. 2019; 88 (5): 263-273. DOI: 10.1159/000502652

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