Ist der grüne Strunk der Tomaten giftig?
„Schneide bitte den grünen Strunk der Tomate weg“, fordert David seine Freundin Eva beim Zubereiten des Abendessens auf. „Der ist doch giftig.“ Eva schaut ihn verdutzt an: „Das habe ich ja noch nie gehört! Dann hätte ich mich ja schon längst vergiften müssen, ich schneide diesen Stengel nämlich nie weg.“ David ist verunsichert: Hat Eva recht?
Ja, der grüne Strunk der Tomate enthält giftiges Solanin, aber er darf trotzdem dran bleiben
Die Behauptung, der grüne Strunk der Tomate sei giftig, kommt nicht von ungefähr: Er enthält ein sogenanntes Glykoalkaloid mit dem Namen Solanin. Und dieses Solanin ist in großen Mengen tatsächlich giftig für uns Menschen. Es ist übrigens nicht nur in Tomaten, sondern generell in Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln, Paprika oder Auberginen enthalten. David hat also recht, aber warum hat sich Eva dann nicht schon längst vergiftet, wenn sie den grünen Tomatenstrunk nie wegschneidet?
Fakt oder Mythos: Ist der grüne Strunk giftig?
Ja, der grüne Tomaten-Strunk enthält giftiges Solanin, allerdings in so geringen Mengen, dass es bei einem normalen Tomaten-Verzehr ungefährlich ist für den Menschen. Der grüne Tomaten-Strunk muss also nicht unbedingt weggeschnitten werden.
Kann man sich durch den grünen Strunk der Tomate vergiften?
Wie heißt es so schön? Die Dosis macht das Gift. Im menschlichen Körper wirkt Solanin ab etwa einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht giftig. Zu den Symptomen einer Solaninvergiftung zählen Kopfschmerzen, Brechreiz, Durchfall, Kratzen und Brennen im Hals sowie Sehstörungen. Die Symptome treten etwa 4 bis 19 Stunden nach Verzehr der solaninhaltigen Lebensmittel auf. Ab 3 bis 6 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht wirkt Solanin sogar tödlich.
Eine solche giftige Dosis ist allerdings über einen normalen Lebensmittel-Verzehr kaum zu erreichen – wenn das Gemüse nicht gerade in extremen Mengen oder unreif gegessen wird. Während unreife, grüne Tomaten nämlich noch einen Solanin-Gehalt zwischen 9 und 32 Milligramm pro 100 Gramm haben, geht das Solanin mit der Reifung der Tomate fast komplett verloren. Es wandelt sich unter anderem in den Farbstoff um, der die Tomate so schön rot macht, und liegt anschließend bei nur noch 0 bis 0,7 Milligramm pro 100 Gramm. Die kümmerlichen Reste bleiben vor allem in dem besagten grünen Tomatenstrunk erhalten. Kein Wunder also, dass sich Eva nicht vergiftet hat, obwohl sie den grünen Strunk bislang nie weggeschnitten hat.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält sich bislang übrigens zu möglichen Gesundheitsrisiken von Solanin in Tomaten zurück, da noch zu wenig Daten vorliegen.3) Wer möchte kann den grünen Tomatenstrunk also vorsichtshalber dennoch wegschneiden.

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Quellen & Studien
- Bundeszentrum für Ernährung
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
- CONTAM: Risk assessment of glycoalkaloids in feed and food, inparticular in potatoes and potato-derived products. In: EFSA Journal 2020; 18 (8): 6222. https://doi.org/10.2903/sp.efsa.2020.EN-1905
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- Autor: Stefan G.
- Wissenschaftlicher Redakteur
- Veröffentlicht:
- Aktualisiert am 18.04.2022
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