Ökotest: Vollkornmehle belastet
Das Verbrauchermagazin Ökotest hat verschiedene Mehl-Typen untersucht und gerade bei Vollkornmehlen erhöhte Belastungen festgestellt. Besonders irritierend ist für viele Verbraucher, dass es sich dabei auch noch größtenteils um Bio-Mehle handelt.
- Wissenschaftlicher Redakteur: Stefan G.
- Aktualisiert am 30.09.2021
Dieser Beitrag beruht auf wissenschaftlich gesicherten Informationen.
✓ studienbasiert & unabhängig
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Kein einziges Vollkornmehl ohne Belastung
In ihrer September-Ausgabe 2020 hat die Zeitschrift Ökotest verschiedene Mehl-Sorten getestet – unter anderem auch Vollkornmehle unterschiedlicher Hersteller. Das Überraschende: Gerade die Vollkornmehle sind mit Mineralöl-Rückständen und Schimmelpilzgiften (Mykotoxin) belastet. Im Test findet sich kein einziges Vollkornmehl, das nicht entweder erhöhte Spuren von Mineralöl oder Schimmelpilzgiften aufweist.
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Wie kommt es zu den Mineralöl-Rückständen im Bio-Mehl?
Selbst die Testsieger weisen zwar keine starken Rückstände von Schimmelpilzgiften auf, aber erhöhte Werte von Mineralöl-Bestandteilen. Viele Verbraucher sind vor allem davon irritiert, dass es sich bei den Mehlen sogar größtenteils um Bio-Mehle handelt:
- Bioland Dinkelvollkornmehl von Basic
- Bioland Weizenvollkornmehl von Lidl
- Bio Weizenvollkornmehl von Edeka
- Weizenmehl von Aurora Mühlen (keine Bio-Qualität)
Hier muss allerdings festgehalten werden, dass die Mineralöl-Belastung nichts mit der Bio-Qualität zu tun hat. Erstens wurden von Ökotest primär Bio-Vollkornmehle getestet und daher tauchen sie auch gehäuft auf. Zweitens hat der Bio-Anbau des Getreides keinen Einfluss auf die spätere Mineralöl-Belastung des Vollkornmehls. Die Belastung könnte nach Einschätzung von Ökotest vielmehr durch die Verpackung zustande kommen, deren Material Mineralöl-Rückstände enthalten könnte.
Warum sind gerade Vollkornmehle mit Mineralöl belastet?
Allein die Verpackung kann aber nicht der Grund für die erhöhten Mineralöl-Rückstände sein. Denn auffällig ist, dass gerade die Vollkornmehle belastet sind, während alle anderen Mehl-Typen im Test allenfalls geringe Spuren aufweisen. Ökotest erklärt das so: „Das spricht für eine Verunreinigung der Randschichten des Korns, vermutlich durch die maschinelle Verarbeitung bei Ernte oder Transport.“ Darüber hinaus haben sich aber auch die Messmethoden verbessert, sodass insgesamt mehr Mineralöl-Rückstände festgestellt werden konnten als noch im Mehl-Test von 2015.
Erhöhte Belastung durch Schimmelpilzgifte
Der andere Teil der getesteten Vollkornmehle weist zwar nur geringe Spuren von Mineralöl auf, ist dafür aber mit Schimmelpilzen belastet. Dabei handelt es sich vor allem um HT-2- und T2-Toxine, die von Fusarien (Schlauchpilze, die meist in Getreide vorkommen) gebildet werden. Sie wirken bei Mensch und Tier zellgiftig und können das Immunsystem schwächen. Damit belastet sind diese Mehle im Test:
- Biokreis Dinkelvollkornmehl von Antersdorfer
- Demeter Dinkelvollkornmehl von Bauckhof
- Bioland Dinkelvollkornmehl von Burgermühle
- Bioland Weizenvollkornmehl von Alnatura
- Naturland Weizenvollkornmehl von Rewe Bio
Darüber hinaus weist das Dinkelvollkornmehl von Tegut im Test erhöhte Rückstände des Schimmelpilzgiftes Deoxynivalenol (DON) auf. Es kann bei zu hohen Mengen, die aber im Test nicht erreicht wurden, Erbrechen und Durchfall auslösen. Glücklicherweise wurde in keinem Mehl das krebserregende Schimmelpilzgift OTA nachgewiesen, das bei der Getreide-Lagerung entstehen kann.
Wie kommen die Schimmelpilzgifte ins Mehl?
Die erhöhten Werte der Schimmelpilzgifte in den Vollkornmehlen erklärt Ökotest damit, dass die Fusariengifte vor der Getreide-Ernte durch ungünstige Wetter-Verhältnisse entstehen: Regen und hohe Temperaturen begünstigen den Schimmelpilz-Befall. So ganz überzeugend ist das jedoch nicht, da der Sommer 2019 – in dem das Getreide der Mehle angebaut wurde – recht trocken war.
Der Ökotest-Verlierer unter den Vollkornmehlen
Der absolute Verlierer im Ökotest 2020 ist das Naturland Weizenvollkornmehl von Rewe Bio. Die getestete Charge enthält als einziges Vollkornmehl von gleich beiden Schimmelpilzgiften erhöhte Werte: Neben dem hohen Deoxynivalenol-Nachweis ist die Belastung mit T2-/H2-Toxinen in dem Mehl besonders stark. Außerdem weist das Rewe-Mehl als einziges Bio-Mehl sogar Pestizid-Rückstände auf: Es wurden Spuren eines Wirkverstärkers nachgewiesen.
Fazit: Was nun? Vollkornmehle meiden?
Wer aus dem Test jetzt den Schluss zieht, fortan keine Vollkornmehle mehr zu kaufen, ist allerdings schlecht beraten. Trotz der Mängel enthalten auch die getesteten Vollkornmehle mehr Ballaststoffen, Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren als raffiniertes Weißmehl. Das liegt daran, dass Vollkornmehl nach gesetzlicher Vorgabe zu 90 Prozent aus Randschicht, Keimling und dem Mehlkörper gemahlen werden muss.
Außerdem muss bei derartigen Tests immer berücksichtigt werden, dass hier nur eine bestimmte Produktauswahl getestet wurde. Die Ergebnisse sollten nicht für sämtliche Vollkornmehle verallgemeinert werden. Hinzu kommt, dass einige Hersteller auf die schlechten Testergebnisse reagieren und ihre Produkte nachbessern. Rewes Bio-Weizenvollkornmehl hätte es zumindest nötig.
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- Autor: Stefan G.
- Wissenschaftlicher Redakteur
- Veröffentlicht:
- Aktualisiert am 30.09.2021
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Quellen & Studien zu diesem Artikel
- Ökotest 9/2020
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- Autor: Stefan G.
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- Kategorie: Beiträge, Mehl, Warnungen