Kaffeesucht – Macht Kaffee süchtig?
Ohne den täglichen Kaffee geht nichts – kennst du das Gefühl? Einen Morgen ohne Kaffee kannst du dir eigentlich gar nicht vorstellen. Doch ist das schon eine Kaffeesucht oder einfach nur Gewohnheit? Kann Kaffee überhaupt süchtig machen? In diesem Beitrag beantworten wir dir diese Fragen. Es erwartet dich eine heiße Diskussion in der Forschung, die unsere FoodProfs für dich ausgewertet haben.
- Von: Stefan G.
- Veröffentlicht:

Koffein ist das weltweit am häufigsten konsumierte Psychostimulans – doch in der Forschung wird heißt diskutiert, ob es wirklich süchtig macht.
Lesezeit:
In 7 Minuten erfährst du alles über Kaffeesucht
Wenn du wirklich verstehen möchtest, welche Anzeichen es für eine Kaffeesucht gibt und warum sich Forscher trotzdem darum streiten, nimm dir 7 Minuten Zeit für den ganzen Artikel.
So viel Zeit hast du nicht?
Wenn du es wirklich eilig hast und nur die wichtigsten Punkte lesen möchtest, kannst du direkt zu unserem Fazit springen.
Streit-Frage: Gibt es eine Kaffeesucht?
Wenn sich Forscher streiten, ob Kaffee süchtig macht, geht es eigentlich nicht direkt um den Kaffee. Es geht um das darin enthaltene Koffein. Seit vielen Jahren gibt es hierzu heiße Diskussionen unter den Wissenschaftlern: Die einen warnen vor Koffein als „am häufigsten verwendete Droge der Welt“ und pochen auf die „biologische Plausibilität der Koffein-Abhängigkeit.“1) Die anderen sehen dafür bislang keinen stichhaltigen Beweis erbracht.
Wer hat in dieser Streit-Frage recht? Wir haben die wichtigsten Studien und wissenschaftlichen Arbeiten ausgewertet und den aktuellen Stand der Forschung in diesem Beitrag für dich zusammengefasst.
Definition: Was ist eine Kaffeesucht?
Unter Kaffeesucht oder Coffeinismus wird umgangssprachlich eine Abhängigkeit von Kaffee oder Koffein verstanden. Ob Kaffee aber tatsächlich süchtig macht, ist in der Forschung umstritten – wie du in diesem FoodProfs-Beitrag erfahren wirst.
Wenn du regelmäßig oder besonders viel Kaffee trinkst und du diese „Kaffeesucht“ beenden möchtest, kann das zu einem vorübergehenden Koffeinentzugssyndrom führen. Eine Überdosis an Koffein kann zudem eine Koffein-Vergiftung verursachen.
Wann bist du kaffeesüchtig?
Bei gesunden Erwachsenen gelten bis zu 400 mg Koffein am Tag oder circa 5,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht als unproblematisch. Das entspricht etwa acht Tassen Kaffee am Tag. Als gesundheitsförderlich gelten aber nur drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag.2)
Diese Angaben können sich von Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden. In der Schwangerschaft gelten beispielsweise nur 300 mg Koffein pro Tag als sicher – es wird aber empfohlen, ganz darauf zu verzichten. Täglich 2,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht werden bei Kindern als sicher bewertet.2)
Ob sich bei höheren regelmäßigen Mengen schon direkt von einer Kaffeesucht reden lässt, ist allerdings umstritten.
Symptome einer Kaffeesucht
Eine mögliche Kaffeesucht kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:
- Toleranz-Entwicklung gegenüber den Effekten des Koffeins im Kaffee: Die Dosis muss ständig erhöht werden.
- Verstärkungswirkung bzw. starkes Verlangen nach Koffein oder Kaffee: Trotz offensichtlicher Nachteile, schaffst du es nicht, weniger oder kein Koffein mehr zu dir zu nehmen.
- Entzugserscheinungen nach Beendigung oder Reduzierung des Kaffee-Konsums
Wenn du besonders hohe Mengen an Kaffee trinkst (über 20 Tassen am Tag) kann es sogar zu einer Koffeinvergiftung kommen, die mit Symptomen wie Unruhe, Schlaflosigkeit Panik und Muskelzucken einhergehen kann. Lies dazu am besten unseren Beitrag über Koffeinvergiftung.

Alle Fakten für deine Ernährung per E-Mail
Bekomme alle neuen Ernährungs-Beiträge von unseren Experten jeden Monat per E-Mail – kostenfrei und ohne Werbung!






Alle Fakten für deine Ernährung per E-Mail
Bekomme alle neuen Ernährungs-Beiträge von unseren Experten jeden Monat per E-Mail – kostenfrei und ohne Werbung!
Warum Kaffee und Koffein süchtig machen könnten
In einer Umfrage wurden Sucht-Spezialisten befragt, ob sie glauben, dass eine Koffein-Abhängigkeit wirklich existiert. 95 % der Experten waren der Meinung, dass das abrupte Ende eines regelmäßigen Koffein-Konsums zu einem Entzugssyndrom führen könnte. Immerhin noch 58 % hielten es für realistisch, dass einige Menschen eine Koffein-Abhängigkeit entwickeln könnten.17)
Doch was sagt die Wissenschaft? Haben die Experten mit ihren Vermutungen recht?
Koffein kann Entzugserscheinungen auslösen
„Koffein ist das weltweit am häufigsten konsumierte Psychostimulans“, erklärt Prof. Dr. Maximilian Gahr von der Universitätsklinik Ulm in einer Übersichtsarbeit. „Es ist nahezu unbeschränkt verfügbar und unterliegt in Europa keiner staatlichen Regulation.“
Koffein ist das weltweit am häufigsten konsumierte Psychostimulans.
Prof. Dr. Maximilian Gahr Tweet
Toleranz-Entwicklung bei regelmäßigem Koffein-Konsum
Könnte Kaffeesucht genetisch bedingt sein?
Was spricht gegen eine Kaffeesucht?
Einiges deutet also darauf hin, dass Kaffee und Koffein süchtig machen könnten. Dennoch ist die Koffein-Abhängigkeit offiziell nicht als medizinische Diagnose anerkannt. Warum ist das so?
Es sind nicht alle Merkmale einer Sucht erfüllt
„Koffein weist zahlreiche, jedoch nicht alle Merkmale einer Substanz mit ‘Abhängigkeitspotential’ auf“, fasst Prof. Dr. Maximilian Gahr den Stand der Forschung in seiner Übersichtsarbeit zusammen.2)
Beispielsweise scheint Koffein nicht direkt die Dopamin-Freisetzung im Belohnungssystem unseres Gehirns zu erhöhen.15, 16) Die erhöhte Ausschüttung des „Glückshormons“ Dopamin ist jedoch eines der zentralen Merkmale abhängig machender Substanzen.
Koffein weist zahlreiche, jedoch nicht alle Merkmale einer Substanz mit Abhängigkeitspotential auf.
Prof. Dr. Maximilian Gahr Tweet
Kaffeesucht oder normales Kaffee-Trinken?
Drei bis vier Tassen Kaffee am Tag werden in vielen Studien eher mit gesundheitsfördernden Effekten in Verbindung gebracht.
FoodProfs.com Tweet
Zusammenfassend scheint es, dass [...] das relative Risiko der Koffeinabhängigkeit ziemlich gering ist.
Astrid Nehlig, Ph.D. Tweet
Weitere Forschung zur Kaffeesucht und Koffein-Abhängigkeit nötig
Sowohl Kritiker als auch Befürworter sind sich in einer Frage recht einig: Um wirklich zu klären, ob Koffein und Kaffee süchtig machen können, ist noch weitere Forschung notwendig. Dennoch plädieren einige Forscher dafür, Koffein-Abhängigkeit schon jetzt in die wichtigsten Klassifikations-Systeme für medizinische Diagnosen aufzunehmen, um weitere Studien anzustoßen.1)
Darüberhinaus enthält Kaffee abgesehen vom Koffein noch zahlreiche weitere Substanzen. Wie diese im Zusammenspiel mit dem Koffein im menschlichen Körper wirken, ist ebenfalls noch nicht vollständig erforscht.
Fazit: Macht Kaffee süchtig?
Die meisten Studien beschäftigen sich nicht direkt mit Kaffeesucht, sondern mit dem im Kaffee enthaltenen Koffein. Da in den meisten Studien aber vor allem Kaffee als Koffein-Quelle verwendet wird, lassen sich die Ergebnisse gut übertragen.
Ob es eine Kaffeesucht oder Koffein-Abhängigkeit wirklich gibt, ist umstritten. Einerseits weist Koffein einige Merkmale einer abhängigmachenden Substanz auf: Dazu zählen Entzugserscheinungen nach längerem Konsum und eine Toleranz-Entwicklung.
Andererseits erfüllt Koffein nicht alle Merkmale, um als süchtigmachende Substanz anerkannt zu werden. Zum Beispiel erhöht es nicht direkt die Dopamin-Ausschüttung im Gehirn. Außerdem wird Koffein in Kaffee normalerweise über den Tag verteilt aufgenommen. Das macht das Risiko für eine echte Abhängigkeit relativ gering.
Es ist noch weitere Forschung nötig, um wirklich zu klären, ob Kaffee und Koffein süchtig machen können. Anerkannt sind dagegen das Koffein-Entzugssyndrom und eine Koffeinvergiftung.






Alle Fakten für deine Ernährung per E-Mail
Bekomme alle neuen Ernährungs-Beiträge von unseren Experten jeden Monat per E-Mail – kostenfrei und ohne Werbung!






Alle Fakten für deine Ernährung per E-Mail
Bekomme alle neuen Ernährungs-Beiträge von unseren Experten jeden Monat per E-Mail – kostenfrei und ohne Werbung!
Hat dir dieser Beitrag gefallen?
Dann freuen wir uns, wenn du ihn mit anderen teilst 🙏
Weiterlesen:
Du willst eigentlich nur deinen morgendlichen Kaffee genießen, als deine Kollegin mit bedeutungsvoller Stimme erklärt: “Ich trinke ja keinen Kaffee, weil der den Blutdruck erhöht und nicht gut fürs Herz ist.” Zum Glück springt dir ein Kollege bei: “Quatsch, es gibt Studien, die zeigen, dass Kaffee das Leben verlängert und vor Krebs schützt!” Jetzt bist du aber völlig verwirrt: Was stimmt denn nun?
Kennst du das schon?
Schützt die tägliche Tasse Kaffee vor geistigem Verfall? Einige Studien sorgen hier für Aufsehen.
Wie lange dauert ein Koffeinentzug und welche Symptome können dabei auftreten? Was hilft gegen die Kopfschmerzen beim Entzug? Wir klären auf.
Ob Kaffee oder Energy-Drink – Getränke mit Koffein werden gern genutzt, um in Schwung zu kommen. Doch wann ist es zu viel?
Kaffee macht munter und vielen erscheint es logisch, dass das mit einem erhöhten Blutdruck einhergeht. Doch Studien zeigen hier überraschende Ergebnisse.
Wenn dir unsere Inhalte gefallen, kannst du uns auf diesen Kanälen folgen:
ⓘ Informationen zu diesem Artikel:
- Autor: Stefan G.
- Veröffentlicht am:
- Uhrzeit der Veröffentlichung:
- Kategorie: Kaffee
[lmt-post-modified-info]
Quellen & Studien zu diesem Artikel:
- Steven E. Meredith et al.: Caffeine Use Disorder: A Comprehensive Review and Research Agenda. In: Journal of Caffeine Research. Sep 2013; 114-130. ⟶ https://doi.org/10.1089/jcr.2013.0016
- Maximilian Gahr: Koffein, das am häufigsten konsumierte Psychostimulans: eine narrative Übersichtsarbeit. In: Fortschr Neurol Psychiatr 14.10.2019. ⟶ https://www.doi.org/10.1055/a-0985-4236
- APA. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Fifth Edition (DSM-5). 2013 Publisher: American Psychiatric Association; Place/Location: Washington.
- Griffiths R, Evans S, Heishman S, et al.: Low-dose caffeine physical dependence in humans. In: Journal of Pharmacology and Expimental Therapeutics 1990; 255: 1123–1132. ⟶ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2262896
- Silverman K, Evans S, Strain E et al.: Withdrawal syndrome after the double-blind cessation of caffeine consumption. In: New England Journal of Medicine 1992; 327: 1109–1114. ⟶ http://doi.org/10.1056/NEJM199210153271601
- Juliano L, Griffiths R.: A critical review of caffeine withdrawal: Empirical calidation of symptoms and signs, incidence, severity, and associated features. In: Psychopharmacology (Springer, Berlin) 2004; 176: 1–29. ⟶ http://doi.org/10.1007/s00213-004-2000-x
- MKF DS, Gavioli EC, Rosa LS et al.: Craving espresso: The dialetics in classifying caffeine as an abuse drug. Naunyn-Schmiedebergs Archives of Pharmacology 2018; 391: 1301–1318. ⟶ https://doi.org/10.1007/s00210-018-1570-9
- Strain EC, Mumford GK, Silverman K et al.: Caffeine dependence syndrome. Evidence from case histories and experimental evaluations. In: JAMA 1994; 272: 1043–1048. ⟶ https://doi.org/10.1001/jama.1994.03520130081037
- Bernstein GA, Carroll ME, Thuras PD et al.: Caffeine dependence in teenagers. In: Drug and Alcohol Dependence 2002; 66: 1–6. ⟶ https://doi.org/10.1016/S0376-8716(01)00181-8
- Oberstar JV, Bernstein GA, Thuras PD.: Caffeine use and dependence in adolescents: One-year follow-up. In: Journal of Child Adolescent Psychopharmacology 2002; 12: 127–135. ⟶ https://doi.org/10.1089/104454602760219162
- Evans S, Griffiths R.: Caffeine tolerance and choice in humans. In: Psychopharmacology (Springer, Berlin) 1992; 108: 51–59. ⟶ https://doi.org/10.1007/BF02245285
- Ferré S.: Mechanisms of the psychostimulant effects of caffeine: Implications for substance use disorders. In: Psychopharmacology (Springer, Berlin) 2016; 233: 1963–1979. ⟶ https://dx.doi.org/10.1007%2Fs00213-016-4212-2
- Ferré S, Diaz-Rios M, Salamone JD et al.: New Developments on the Adenosine Mechanisms of the Central Effects of Caffeine and Their Implications for Neuropsychiatric Disorders. In: Journal of Caffeine and Adenosine Research 2018; 8: 121–131. ⟶ https://dx.doi.org/10.1089%2Fcaff.2018.0017
- Nehling A.: Are we dependent upon coffe and caffeine? A review on human and animal data. In: Neuroscience & Biobehavioral Reviews 1999; 23: 563–576. ⟶ https://doi.org/10.1016/s0149-7634(98)00050-5
- De Luca M, Bassareo V, Bauer A et al.: Caffeine and accumbens shell dopamine. In: Journal of Neurochemistry 2007; 103: 157–163. ⟶ https://doi.org/10.1111/j.1471-4159.2007.04754.x
- Acquas E, Tanda G, Di C.: Differential effects of caffeine on dopamine and acetylcholine transmission in brain areas of drug-naive and caffeine-pretreated rats. In: Neuropsychopharmacology 2002; 27: 182–193. ⟶ https://doi.org/10.1016/S0893-133X(02)00290-7
- Budney AJ, Brown PC, Griffiths RR et al.: Caffeine Withdrawal and Dependence: A Convenience Survey Among Addiction Professionals. In: J Caffeine Res 2013 Jun; 3(2) : 67–71. ⟶ https://doi.org/10.1089/jcr.2013.0005
- Kendler KS, Prescott CA.: Caffeine intake, tolerance, and withdrawal in women: a population-based twin study. In: Am J Psychiatry. 1999; 156: 223–228. ⟶ https://ajp.psychiatryonline.org/doi/full/10.1176/ajp.156.2.223
- Carmelli D, Swan GE, Robinette D, Fabsitz RR: Heritability of substance use in the NAS-NRC twin registry. In: Acta Genet Med Gemellol 1990; 39: 91–98. ⟶ https://doi.org/10.1017/S0001566000005602
- Hughes JR, Oliveto AH, Helzer JE, Higgins ST, Bickel WK: Should caffeine abuse, dependence, or withdrawal be added to DSM-IV and ICD-10?. In: Am J Psychiatry. 1992; 149 (1): 33–40. ⟶ https://doi.org/10.1176/ajp.149.1.33
Teilen:
Inhalt: